„Ehre, wem Ehre gebührt“. Die Redewendung ist eine Ermutigung gegen falsche Bescheidenheit. Auch der Unscheinbare, der Gutes tut, soll beachtet werden. Wer Anerkennung verdient, der soll sie auch erhalten. Aber wie ist das in der heutigen, schnelllebigen Zeit? Hat ein Ehrenamt oder eine Vereinstätigkeit noch den Stellenwert in unserer Gesellschaft? Für den Volkstrachtenverein „Almrausch Stamm“ Regensburg auf jeden Fall, der am Sonntag, den 11.10.24, wieder zu seinem Vereinsehrentag geladen hatte. Wertschätzung der einzelnen Personen stand im Vordergrund, aber auch Wertschätzung der Errungenschaften aus vorangegangenen Generationen.
So konnte im Gedenkgottesdienst am Vormittag, in der Prüfeninger Schlosskirche, die frisch restaurierte Standarte aus der Anfangszeit des Vereins, ca. 1910, gesegnet werden. Pfarrer Hubert Gilg ging in seiner Predigt auf den Begriff Heimat und seine Bedeutung ein. Er hob das Engagement des Almrausch Stamm hervor, der sich für Gemeinschaft, Brauchtum und Tradition einsetzt und somit zu einer Heimat werden kann. Kleider machen Leute, so war es und so bleibt es auch. „Die Tracht passt zu dir und nicht du passts zur Tracht.“ Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von den Almis und der Stubenmusik gemeinsam. Den Dienst am Altar übernahmen Kinder und Jugendliche vom Almrausch Stamm, die Fürbitten übernahmen Vereinsmitglieder.
Im Anschluss gings zur Walba zum Gemeinsamen Mittagessen. Nach einen kurzen Begrüßungsstück der Stubenmusik, eröffnete 1. Vorstand Stephan Flexeder das Programm. In seiner Begrüßung dankte er für das Zahlreiche erscheinen und dankte vorab allen zu Ehrenden für ihre Arbeit im Verein.
Gauvorstand Jürgen Hofmann hob in seiner abschließenden Ansprache die hervorragende Jugendarbeit des Almrausch Stamm hervor. Er schilderte die schwierige Situation in den Mitgliedsvereinen des Oberpfälzer Gauverbandes, viele kämpfen mit Mitgliederschwund und fehlender Ämterbesetzung. Der Almrausch Stamm ist hier ein gutes Beispiel wie es auch sein kann, vor dem Hintergrund eines vermeintlich negativen Einfluss eines städtischen Umfelds.
Ich bin stolz den Almrausch Stamm in unsrem Gauverband zu haben. Ein Beispiel, dass auch in einer Stadt etwas möglich ist.
Gauvorstand Jürgen Hofmann
Gauehrungen
Gerti Jaroschik, Silberdistel in Gold für 50 Jahre aktive Trachtenträgerin
Gerti Jaroschik, mit 94 Jahren ältestes Vereinsmitglied, ist mittlerweile 50 Jahre aktiv. Über ihre Tochter Renate Liebl und ihren Schwiegersohn Josef Liebl, kam sie zum Verein. Sie trug immer aktiv und mit Stolz ihre Tracht und war immer und überall dabei. Die Bereitschaft, sich für kleine Dienste zur Verfügung zu stellen war außer Frage bei ihr. Sie arbeitete sogar indirekt in der Vorstandschaft mit, in dem sie öfters als Babysitter einsprang, wenn Renate, Sepp, Heinz oder Silvia für den Verein unterwegs waren.
Laudatorin Maria Lutz, war vor 50 Jahren noch nicht mal in Abrahams Wurstkessel geplant gewesen, deshalb musste sie sich erst mal schlau machen, was damals so los war. Im Jahr 1974 wurde Deutschland Fußballweltmeister im eigenen Land, die Post-it-Notes und der Zauberwürfel wurden erfunden, Schlaghosen, Plateauschuhe, Maxiröcke und farbige Blumenmuster hielten sich als fester Bestandteil in der Modewelt, der VW-Golf wurde zum ersten mal verkauft.
Als damals Rosl Bartel zum Kappenabend immer wieder einen Rückblick vorgelesen hatte, hat ihr Gerti mit ihren lustigen Beiträgen Kontra gegeben und dadurch ist das Starkbierfest im Verein entstanden. Außerdem gründete Gerti eine Bastelgruppe, welche sich regelmäßig traf und tolle Sachen schuf. Der Verein konnte die Basteleien später verkaufen, was ihn somit finanziell unterstützte. Später engagierte sie sich enorm für den Zusammenhalt des Vereins und organisierte kleine Wanderungen, mit den älteren Damen, zu verschiedenen Wirtshäusern. Dort trafen sie sich wöchentlich und haben gemütlich beieinander gesessen und Karten gespielt.
Ingrid Schmaderer, Silberdistel in Gold für 50 Jahre aktive Trachtenträgerin
Laudator Heinz Jaroschik gab den Anwesenden einen Einblick in das bewegte Trachtlerleben von Ingrid. Sie trat ebenfalls 1974 im Alter von 30 Jahren in den Verein ein und war durch ihre Offene und gut gelaunte Art bei den Mitgliedern sehr schnell beliebt. Sie lernte sehr schnell das Deandldrahn und war bei vielen Auftritten dabei. von 1979 bis 1958 war sie 2. Schriftführerin, 1980/81 Jugendhelferin und von 1981-1985 2. Jugendleiterin.
Ihren Lois, den sie im Trachtenverein bei einer Fahrt nach Wanne-Eickel kennengelernt hat, musste sie im Verein of an die Plattlergruppe abgeben, denn er war auch der Musikant. Unvergessen bleibt die Ereignisreiche Fahrt nach Brunnsum in Holland, der große Festzug fand in strömenden Regen statt. Natürlich war auch Ingrid mit dabei und hatte nach dem Festzug grüne Haarte, weil der Hut abgefärbt hatte. Der Festzug kam teuer, wenn man die Friseurkosten mit einbezieht. All die Jahre, in denen Ingrid nun schon Mitglied ist, hat man kein böses Wort von ihr gehört, keine Aufregung, keinen Tratsch. Deshalb ist sie auch bei Jung und Alte geachtet und geschätzt.
Heinz Jaroschik, Silberdistel in Gold für 50 Jahre aktiver Trachtenträger
Auf was kommt es bei einer Laudatio an? Auf Zahlen Daten und Fakten? Oder eher auf Begebenheiten, Hintergründe? Für Laudator Manfred Rohm stand jedenfalls fest, dass eine Aufzählung von Daten, Posten und Ehrungen nur unvollständig widergeben würden, was Heinz für den Almrausch Stamm geleistet hat. Heinz hat durch seine Arbeit, seine Ideen und seine Art einen wesentlichen Anteil daran, wie der Verein heute dasteht. Was Heinz angeht, macht er aus Lust und Liebe und es hat Hand und Fuß.
Für Heinz war und ist die Jugend ein wichtiges Element. 1973 gründete er mit seiner Schwester Renate Liebl die Jugendgruppe. Heinz hatte immer ein offenes Ohr für die Jungen Menschen und hat sie mitreden und mitbestimmen lassen. Somit konnte sich die Jugend mit einbringen und Veränderungen mitgestalten. Dies haben auch die Nachfolger weitergeführt. Denn „g’lernt is g’lernt“. Auch Heinz war und und ist stehts offen für Veränderungen. „Treu dem guten alten Brauch“ ist ein Wahlspruch der Trachtenbewegung. Wobei für Heinz immer wichtig war die Betonung auf „guten“ zu legen. So ist es auch Heinz zu verdanken, dass Manfred selbst als frisches Vereinsmitglied mit in den Festausschuss zum 100-Jährigen Jubiläum geholt wurde, weil dadurch ein frischer Blick auf die Sache mit dazu kam.
Mit einem Satz: Heinz hat die Kultur in diesem Verein entscheidend mit geprägt, so dass der Verein bei aller Tradition lebendig ist und lebendig bleibt. Dieses Vorbild haben viele von den damals noch Jungen, welche heute in Amt und Verantwortung stehen, übernommen. Und sie werden es weitergeben, wie Heinz es weitergegeben hat. Aus diesem Grund ist sich Manfred sicher, dass von Heinz’s aktiven 50 Jahren der Almrausch Stamm noch mindesten 50 Jahre zehren kann.
Silvia Jaroschik, Silberdistel in Gold für 50 Jahre aktive Trachtenträgerin
Für Renate Liebl war es eine große Freude für Ihre beste Freundin die Laudatio halten zu dürfen. Sind 50 Jahre eine lange oder kurze Zeit? Man kann die Frage nicht beantworten, denn Zeit ist relativ. Die Welt hat sich die letzten 50 Jahre verändert und das auch entscheiden durch Silvia.
Als Sie vor 50 Jahren ganz neugierig zum Verein gekommen war und erlebte was so los war, beschloss sie sehr schnell den Lauf der Dinge entscheidend mitzugestalten. Silvia zeichnen viele Eigenschaften aus. Vor allem ihr unermüdlicher Optimismus und ihre Herzlichkeit. Sie hat sich immer für den Verein engagiert und eingebracht, nebenbei eine große Familie mit ihrem Mann Heinz begründet und viele Freundschaften gepflegt. Eine typische Anekdote für Silvia ist sicher der Riegelhauben in München. Renate und Silvia sind voller Euphorie angereist im festen Glauben eine fertige Riegelhaube mit nach Hause zu bringen. Was nicht der Fall war, doch Silvia konnte das nicht abhalten und voller Tatendrang ging sie sofort ans Werk, ohne langes Nachdenken oder zögern. Silvia hat einfach gemacht. So ist es heute noch.
Brigitte Flexeder, Silberdistel in Bronze für 25 Jahre aktive Trachtenträgerin
Laudator Günter Flexeder durfte für jemanden sprechen, die seit 25 Jahren aktiv im Verein ist, und die lange aktiv in der Plattergruppe mitgetanzt hat. Brigitte kam nicht aus der Vereinsjugend, sondern als sogenannte Quereinsteigerin zum Almrausch. Wie kommt man als Quereinsteiger zum Verein? Ganz einfach, durch das Hängenbleiben an einem Almrauscher und durch Heirat. Als Brigitte ihren Stephan kennengelernt hat, hat sie zwangsläufig auch einen Almrauscher kennengelernt, und zwar einen Almrauscher mit Leib und Seele. Und dann ist gekommen, was kommen musste. Sie musste ihren neuen Freund mit dem Almrausch teilen.
Was ist also anderes übriggeblieben, als auch zum Almrausch zu kommen? Sie ist nicht nur Vereinsmitglied geworden, sondern hat sich von der Begeisterung für das Tanzen anstecken lassen und ist in die Plattlergruppe als Deandl mit eingestiegen. Sie hat sich eine Gebirgstracht beschafft und trägt diese mit Stolz. Brigitte hat ihren Mann Stephan in seinem Amt als 1. Vorstand unterstützt.
Vereinsehrungen
Annemarie Sauerer, 50 Jahre Vereinsmitglied
Laudator Josef Liebl ging auf die Umstände ein, wie Annemarie, seine Cousine zum Verein gefunden hat. Beider Großvater war mit Gründungsmitglied beim Almrausch. Beider Onkel, Bruder der Mütter, war 1 Vorstand beim Almrausch Stamm Regensburg im 2te Weltkrieg. Ihr Vater war Vorstand beim Alpiner Verein Regensburg. Ihr Ehemann war Zeitsoldat bei der Bundeswehr und so hat es sie erstmals nach Weiden vertrieben. Anfang der 70 Jahre ist sie nach dem frühen Tod ihres Ehemannes wieder auf Regensburg gezogen. Ihre Kinder traten in die Trachtenjugend ein und Annemarie 1974 in den Verein. Sie beteiligte sich an Festzügen und anderen Vereinsveranstaltungen mit ihren Bekannten Steimer und Bauer, leider nie in Volltracht. Im Verein lernet sie auch Ihren Hansi kenne, der leider mittlerweile auch nicht mehr unter uns ist.
Angelika Greiner, Vereinsabzeichen in Silber für 10 Jahre aktive Vereinsarbeit
Angelika‘s Herz schlägt für Bayern, unsere Heimat, die Tracht und das Brauchtum. Deshalb hat sie für Ihre Kinder einen Trachtenverein gesucht, damit auch sie mit bayrischer Verbundenheit und Herzblut für Heimat und Tracht aufwachsen. Doch vielleicht hat sie auch für ihre Liebe zu Bayern einen Verein gesucht und schließlich auch gefunden.
Laudatorin Martina Herold ließ das Vereinsleben von Angelika kurz Revue passieren. 2014 ist Angelika in den Trachtenverein Almrausch Stamm Regensburg eingetreten. Seitdem sind 10 Jahre vergangen und Angelika war auch schnell bereit ein Amt zu übernehmen, obwohl das nicht so leicht ist, wenn man nicht aus einer Trachtlerfamilie stammt. Trotzdem hat sie sich getraut wurde 2019 zur Dirndlvertreterin gewählt. Sie lebt dieses Amt und hat immer neue Ideen, wie man selbst den Kindern die Regeln oder das Tragen der Tracht und Schmuck beigebracht wird.
Neben dem Ehrenamt ist Angelika auch in der Theatergruppe aktiv. Sie hat schon bei mehreren Stücken mitgespielt und erzählt dann alles dem Bäcker und beim Metzger. Leider ruht die Theatergruppe gerade, aber Angelika wäre mit Sicherheit beim nächsten Stück wieder mit dabei und zeigt ihr Talent auf und hinter der Bühne. Auch die Musik ist ein Teil ihrer Talente. Mit ihrer Stimme hat sie uns bei Veranstaltungen schon öfters verzaubert und fördert auch ihre Kinder. Zusätzlich bietet sie sich auch für Aufgaben an, die halt gemacht gehören, wie z.B. Organisation von Veranstaltungen oder Feierlichkeiten. Sie kümmert sich um Andere, egal ob Jung oder Alt, bietet Fahrdienste an, besorgt Geschenke oder Blumen für unsere Auftritte und stellt sich selbst nie in den Vordergrund. Man kann einfach sagen, sie ist mit Herzblut bei der Trachtensache und das spiegelt sich in ihrem Handeln wider.
Fahnenband für “Verdiente Vereinsmitglieder”
Josef Liebl, 56 Jahre aktive Mitarbeit
Dem Ehrenvorsitzenden Josef Liebl wurde für 56 Jahre aktive Mitarbeit im Verein eine besondere Ehre zu teil. Das Fahnenband für “Verdiente Vereinsmitglieder” wurde mit seinen Namen ergänzt.
Sepp war schon als kleiner Bub durch seine Eltern dabei. Es existiert auch das eine oder andere Foto, worauf Sepp als Taferlbua zu sehen ist. Mit der Volljährigkeit trat er dem Almrausch Stamm bei und ist bis heute immer noch aktiv. Schnell übernahm Sepp Verantwortung in verschiedenen Ämtern im Ausschuss, wie Fähnrich und Jugendhelfer. Diese Verantwortung brachte Sepp ab 1976 zum 2. Vorstand und ab 1985 schließlich zum 1. Vorstand. Dieses Amt nahm er bis 2007 wahr. In diesem Jahr übergab er dieses Amt an Laudator und 1.Vorstand Stephan Flexeder und blieb bis 2016 weiterhin als 2. Vorstand im Amt.
Sepp war bei zahlreichen Auftritten sowohl als Schuhplattler wie auch als Volkstänzer dabei.
Diese kann man gar nicht alle aufführen, so viele waren es. Auch bei Festzügen oder traditionellen Veranstaltungen wie beim Volkstrauertag war er stets vertreten. Ebenfalls beim Theaterspiel hat man ihn schon gesehen, aber vor allem aber wirkte Sepp beim Theater im Hintergrund mit. Die Theaterkulissen stammen aus Sepps Ideen und wurden von ihm gefertigt.
Legendär sind auch die Kochkünste von Sepp. Hiervon konnten die Deandl und Buam beim alljährlichen Plattler- und Tanzseminar profitieren. Jeder freut sich immer auf den genialen Schweinebraten mit Knödel.
Dankeschön für jahrzehntelange Treue zum Verein
Vergelt’s Gott für langjährige Treue
Gabi Gall für 30Jahre, Anni Stock und Alexander Herold für 20 Jahre
Den würdigen Rahmen für diesen Nachmittag bildeten die „Ehrenplattler“ der Plattlergruppe und der extra einstudierte Kronentanz der Jugendgruppe des Trachtenvereins. Die Wertschätzung der Jubilare durch die Laudationen, wurde durch die musikalische Umrahmung der verschiedenen Vereinsmusikgruppen vollendet. Ein wertvoller Tag für den Trachtenverein Almrausch Stamm Regensburg, dies hob 2. Vorständin, Birgit Liebl, noch hervor, die jedem anwesenden seine Wichtigkeit und seinen Wert für die Gemeinschaft offenbarte. Treu dem guten alten Brauch.